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„Gewisse Trägheit“

Agiles Arbeiten und New Work - Wissenschaft erforscht gerne neue Arbeitsformen, tut sich aber schwer, sie selbst umzusetzen, sagt Rüdiger Klatt vom FIAP

Die bisherigen Ergebnisse des Projekts „Coworking statt Pendeln“ zeigen, dass es auch in vielen Unternehmen noch keine Strategie für moderne Arbeitsformen gibt. Wie sieht es damit an den Hochschulen aus?

An vielen Universitäten zeigt sich eine gewisse Trägheit. Dort finden sich noch vielfach hierarchische Strukturen, die sich auch in der Arbeitsweise spiegeln. Es gibt lange Flure, jeder arbeitet für sich und der Professor hat das größte Büro. Viele Lehrstuhlinhaber sehen das eigene Büro nach einem langen Leidensweg bis zur Professur auch als Belohnung.

Ist das in Firmen besser?

Nein. Auch in vielen Unternehmen wollen nicht alle Führungskräfte auf ein eigenes Büro verzichten.

Können Sie sich Co-Working-Büros und offenere Arbeitsstrukturen an Hochschulen vorstellen?

Die Arbeitsformen verändern sich mit der Digitalisierung und Technik. Das eröffnet neue Chancen, wie die Pandemie gezeigt hat. Wir erleben gerade eine Vielfalt an Arbeitsformen. Junge Freelancer und freie Mitarbeiter nutzen Co-Working ganz selbstverständlich. An unserem Projekt beteiligen sich berufserfahrene Beschäftigte, das Durchschnittsalter beträgt 42 Jahre. Es zeigt sich, dass sich auch Menschen in festen Strukturen für neue Arbeitsformen interessieren.

Wo könnten sich Hochschulen neuen Arbeitsformen öffnen?

In den Geistes- und Sozialwissenschaften sind die Beschäftigten nicht an örtliche Strukturen gebunden, hier wäre es möglich, flexible Arbeitsformen auszuprobieren. Viele setzen schon auf Vertrauensarbeitszeit, das erleichtert es. Doch leider erwarten viele Hochschulen immer noch feste Anwesenheitszeiten. Bisher sehe ich wenige Ansätze, die neue Philosophie auszuprobieren. Immerhin hat sich das Homeoffice als Arbeitsort für Wissenschaftler etabliert.

Wie ließen sich Anreize schaffen?

Forschung verändert sich, wenn Forschende feste Strukturen aufgeben. Das wäre ein interessanter Ansatz. Einige Fraunhofer-Institute machen das bereits und forschen direkt bei ihren Auftraggebern. Auch wir haben das während des Projekts ausprobiert. Einige unserer wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind während dieses Projekts in die Co-Working-Büros umgezogen.

Welche Ergebnisse aus dem Projekt lassen sich auf die Hochschulen übertragen?

Entscheidend ist der Dreiklang bei den Beschäftigten: wollen, können, dürfen. Wer offen für Neues ist, probiert auch leichter Co-Working aus. Die Pandemie hat gezeigt, dass rein virtuelles Arbeiten nicht erstrebenswert ist. Eine Kombination von Präsenz, Co-Working und Homeoffice ist eine gute Lösung. Das Büro in der Firma (oder der Hochschule) bleibt wegen der sozialen und kollegialen Beziehungen wichtig. Deshalb brauchen Unternehmen oder auch Universitäten zum Beispiel Zeitpläne, wann wer anwesend ist, damit die neuen Arbeitsformen auch effizient sind. Ich bin davon überzeugt, dass Co-Working einen festen Platz in unserer Arbeitswelt haben wird. //

Dr. Rüdiger Klatt

Dr. Rüdiger Klatt ist seit 2010 Institutsleiter des Forschungsinstituts für innovative Arbeitsgestaltung und Prävention (FIAP) in Gelsenkirchen. Der studierte Philosoph und Soziologe forscht und publiziert zu Fragen der innovativen Arbeitsgestaltung und Prävention, zur Digitalisierung der Arbeitswelt, Dienstleistungsentwicklung und Berufsbildung.

Foto: privat

Agiles Arbeiten: Forschung dazu und Pilotprojekte an Hochschulen sind das THEMA des DUZ Magazins 10.2021

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