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Muss ich als Wissenschaftsmanagerin die Forschung aufgeben?

Ich habe mich vor fünf Jahren habilitiert. Meine Bewerbungen auf Professuren waren bisher erfolglos. Nun bewerbe ich mich um Forschungsprojekte und auf Stellen in der Forschungsförderung. Wenn ich ins Wissenschaftsmanagement gehe, muss ich dann die Forschung ganz aufgeben?

Dieser Artikel ist im DUZ Magazin für Wissenschaft und Gesellschaft in der Rubrik "Unter 4 Augen" erschienen und Teil der Online-Reihe "Ratgeber" auf DUZ Wissenschaftskarriere.

Coachin Mirjam Müller antwortet:
Tatsächlich gibt es hauptsächlich in den Sozial- und Geisteswissenschaften Menschen, die neben einer wissenschaftsunterstützenden Tätigkeit einem Forschungsprojekt nachgehen. Der Klassiker sind Koordinationsstellen in einem Forschungsverbund, die neben Managementaufgaben auch Forschungsanteile beinhalten oder wo eine Weiterführung eigener Forschung nach Feierabend gern gesehen wird. Diese sind jedoch oftmals befristet, eine dauerhafte Perspektive bieten sie nicht. Weit verbreitet ist auch der Fall, dass Wissenschaftsmanagerinnen und -manager nebenberuflich ihre Promotion fertigstellen. Daneben kenne ich promovierte Kolleginnen und Kollegen in Univerwaltungen, die beide Welten zumindest mittelfristig kombinieren: Die Forschungsreferentin, die ihre mediävistische Expertise an den Wochenenden in ein Editionsprojekt einbringt, den Qualitätsmanager, der erfolgreich Forschungsprojekte einwirbt, um diese in Teilzeit durchzuführen, den Bibliothekar, der in seiner Freizeit eine Monografie zur Antike verfasst.

Die Bedingungen für eine Kombination sind im Wissenschaftsmanagement nicht die schlechtesten: Durch die Affinität zur Wissenschaft haben Vorgesetzte oft Verständnis für Ihre Nebentätigkeit. Stellen im Wissenschaftsmanagement sind (nach Einstiegspositionen) oft unbefristet, nicht selten sind sie Teilzeitstellen oder ist eine Teilzeittätigkeit verhandelbar. In den letzten Jahren ermöglichen Landeseinrichtungen ihrem Verwaltungspersonal Sabbaticals oder unbezahlten Urlaub, in denen beispielsweise ein Forschungsprojekt einige Monate am Stück verfolgt werden kann; es besteht Zugang zu wissenschaftlichen Bibliotheken.

Was sich nach einer idealen Kombination anhören mag – der wissenschaftsnahe Brotjob mit einer entspannten Forschungstätigkeit ohne Karrieredruck –, hat auch Schattenseiten: Inhaltlich können in dieser Konstellation zwar gut Themen in Forschung oder Lehre bearbeitet werden, zu denen zuvor eine Expertise aufgebaut wurde. Dafür, sich neue Felder zu erarbeiten, aktuell im Diskurs zu bleiben und in der Community sichtbar zu sein, reicht das zur Verfügung stehende Zeitbudget jedoch in aller Regel nicht. Ihre Stellung in der Community ist als forschende Wissenschaftsmanagerin nicht mehr dieselbe wie als Wissenschaftlerin. Die wissenschaftliche Tätigkeit findet am Wochenende, nach Feierabend oder im Urlaub statt. Häufig wird dies nach einiger Zeit als Belastung empfunden; nicht selten wird die Forschungsarbeit so von der Kür zur Pflicht. 

Die Rückkehr auf eine wissenschaftliche Stelle oder eine Universitätskarriere ist bei Forschung in Nebentätigkeit praktisch ausgeschlossen. Genauso werden Sie eine Stelle im Wissenschaftsmanagement in aller Regel nur bekommen, wenn Sie in Ihrer Bewerbung glaubhaft machen können, dass Sie gerne und mit vollem Engagement in einer wissenschaftsunterstützenden Position tätig werden wollen und mit der Option einer Wissenschaftskarriere gütlich abgeschlossen haben. Ein Zwang, Ihre Forschung aufgeben zu müssen, besteht also nicht. Nötig ist aber das Wissen um die genannten Einschränkungen und eine Rollenklarheit für die zwei beruflichen Hüte.

MIRJAM MÜLLER ist Personalentwicklerin und Coachin an der Universität Konstanz. Sie engagiert sich im Coachingnetz Wissenschaft, das Partner der DUZ ist.
www.coachingnetz-wissenschaft.de

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