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// Editorial: Freiheit //

Man muss mal was Positives sagen. Also: Es ist eine schöne Entwicklung, dass so viel aufgezeichnet und online gestellt wird und man Diskurse verfolgen kann, die man früher aus Zeitnot oder wegen der Entfernung verpasst hätte. ...

... So konnte ich mir kürzlich noch die europäische Online-Diskussion „Science in Policymaking“ anhören, in der es um wissenschaftliche Beratung für die Migrationspolitik ging. Unter anderem stellte der Umweltsoziologe Ortwin Renn in seinem Impuls fest, dass wir zu wenig über die Interaktion zwischen Wissenschaft und Politik wissen und dass die Migrationspolitik ein gutes Feld wäre, das zu untersuchen.

Mensch, dachte ich ganz positiv, Migrationspolitik, stimmt, da war doch was. Täglich entsetzen Bilder und Berichte aus Südasien, Lateinamerika und von den europäischen Grenzen über das Elend flüchtender Menschen. Aber wo bleiben die Nachrichten über politische Antworten auf die Nöte der Geflüchteten? Positives ist hier leider Fehlanzeige: Wissenschaftler, die Konzepte entwickeln und der Politik Lösungsvorschläge machen, brauchen Frustrationstoleranz, das bestätigte uns der britische Migrationsforscher Jakub Bijak (Seite 11). 

Doch nicht allein der Forschung oder der Mängel ihrer Politikberatung wegen sind Flucht und Vertreibung auch und gerade in der Wissenschaft ein wichtiges Thema, sondern, mehr noch, ihrer Ursachen wegen, zu denen staatliche Unterdrückung und Verfolgung zählen. Insbesondere die akademische Welt gehört zu den Zielscheiben autoritärer Regime. Viele Menschen leben in Staaten, in denen die Regierung sich in die Besetzung wissenschaftlicher Leitungspositionen einmischt und Forschungsergebnisse zensiert. Schlimmerenfalls greifen Sicherheitskräfte in das Campusleben ein, werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verfolgt, verhaftet, manchmal auch gefoltert und getötet. Wählen die Betroffenen die (Not-)Lösung, ihr Land zu verlassen, und finden sie Aufnahme in einem liberaleren Staat (positiv!), erweist sich manche Regierung als ausgesprochen langarmig, wie sich erst kürzlich bei den Konfuzius-Instituten zeigte. Da gilt es auch für die Kooperationspartner aufzupassen und Stellung zu beziehen.

Wir haben die Wissenschaftsfreiheit zum DUZ THEMA dieser Ausgabe gemacht. Ab Seite 20 finden Sie die Beiträge mit Informationen aus vier sehr verschiedenen Ländern. Und jetzt kommt was wirklich Positives: Wir dürfen dazu Bilder aus der Wanderausstellung „Poser pour la liberté“ von Pierre-Jérôme Adjedj und Pascale Laborier abdrucken. Es sind visuelle Kompositionen, die geflüchtete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler porträtieren und im Zusammenhang ihrer Geschichte und Gegenwart zeigen. Es sind gerade dieser Vielschichtigkeit wegen sehr eindrückliche, schöne Porträts. Ich wünsche Ihnen Freude und gute Gedanken beim Betrachten. //

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