MEDIADATEN

NEWSLETTER

KONTAKT

Zielvereinbarungen: Mehr rausholen

Zielvereinbarungen sind seit 20 Jahren ein wichtiges Steuerungsinstrument zur Umsetzung von Strategien in Universitäten. Eine Studie zum Stand in der deutschen Hochschullandschaft liefert einen Überblick

Zielvereinbarungen können ein effektives Instrument der Hochschulsteuerung sein; sie helfen Prioritäten transparent zu setzen, ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Hochschulleitung und Fakultäten zu schaffen, eine strategische Steuerung zu ermöglichen und gleichzeitig dezentrale Autonomie und Kreativität freizusetzen. Sie kommen seit über 20 Jahren an deutschen Universitäten zum Einsatz, wurden in einigen Fällen auch wieder abgeschafft und an anderen Universitäten erst deutlich später eingeführt. Die aktuelle Erhebung nimmt eine Bestandsaufnahme von Zielvereinbarungen an deutschen Universitäten vor. Sie zeigt: Zielvereinbarungen sind verbreitet, aber nicht flächendeckend vorhanden. Generelle Zielvereinbarungen zwischen Hochschulleitung und Fakultäten, Berufungszielvereinbarungen und externe Zielvereinbarungen mit dem Land sind weit verbreitet. Sie dringen aber nicht in alle Organisationseinheiten der Universität vor und sind innerhalb der Fakultäten sowie innerhalb der Verwaltung noch selten. 

Insgesamt schöpfen die Universitäten, die generelle Zielvereinbarungen mit ihren Fakultäten einsetzen, deren Potenzial gut aus. Zielvereinbarungen sind flexibel und werden ihrem Typ und den Bedarfen der Hochschule entsprechend angepasst. Sie schaffen Vertrauen und Verbindlichkeit zwischen Hochschulleitung und Fakultäten, balancieren die Wünsche beider Parteien aus und schaffen durch Quantifizierung prüfbare Klarheit. 

Gleichzeitig gibt es an einigen Stellen noch Entwicklungsbedarf. Die Erhebung zeigt, dass es nicht die eine Stellschraube gibt, die den Erfolg von Zielvereinbarungen garantiert, aber unter anderem könnten Methoden, wie etwa die Formulierung ambitionierter und klarer Ziele, noch optimiert werden. Auch Herausforderungen wie etwa Verfahrenstransparenz verdienen ein besonderes Augenmerk. 

Einsatz von Zielvereinbarungen

Die befragten Hochschulleitungen ordneten sechs Arten von Zielvereinbarungen ein, die an Universitäten eingesetzt werden, darunter fünf hochschulinterne Arten von Zielvereinbarungen: 

  1. generelle Zielvereinbarungen zwischen Hochschulleitung und Fakultät
  2. thematisch fokussierte Zielvereinbarungen zwischen Hochschulleitung und Fakultät
  3. Berufungszielvereinbarungen mit Professorinnen und Professoren
  4. Zielvereinbarungen innerhalb der Fakultäten 
  5. Zielvereinbarungen innerhalb der Hochschulverwaltung

und eine nicht hochschulinterne Art der Zielvereinbarungen, die aber einen externen Rahmen für die internen Vereinbarungen setzt:

       6. externe Zielvereinbarungen mit der Landesregierung.

Den Befragten zufolge werden externe Zielvereinbarungen am häufigsten eingesetzt (36, inkl. der Vereinbarung mit der Trägerstiftung 37), gefolgt von Berufungszielvereinbarungen (32) und generellen Zielvereinbarungen (27). Thematisch fokussierte Zielvereinbarungen sind etwas seltener (18), während Zielvereinbarungen innerhalb der Verwaltung (6) und Zielvereinbarungen innerhalb der Fakultäten (3) sehr selten sind. Das heißt, es gibt keine ­vollständige „Kaskadierung“ der Zielvereinbarungen – nicht alle externen werden nach innen umgesetzt, nicht alle auf Leitungsebene werden in die Organisationseinheiten (Fakultäten, Verwaltung) hinein fortgesetzt. Außer bei den fakultäts- und verwaltungsinternen Zielvereinbarungen überwiegen stets die langjährigen Erfahrungen, Zielvereinbarungen sind daher in vielen Fällen als etabliertes Instrument zu betrachten. Dennoch ist eine anhaltende Dynamik in Bezug auf den Einsatz in beide Richtungen erkennbar: Zielvereinbarungen wurden in einigen Fällen aufgegeben, werden aber in anderen Fällen auch zukünftig erst noch eingeführt. Insgesamt ist zu konstatieren, dass Zielvereinbarungen kein Einzelphänomen sind, sondern an deutschen Universitäten einen erheblichen, aber nicht flächendeckenden Verbreitungsgrad gefunden haben. 

Positive Aspekte aus Sicht der Befragten 

Insgesamt schätzen die Universitäten, die Zielvereinbarungen verwenden, diese als positiv ein. Sie machen vor allem positive Erfahrungen mit einer besseren Ausrichtung der gesamten Universität auf die Hochschulstrategie, einem besseren internen Dialog, mehr Transparenz, einer breiteren Zustimmung zu Hochschulstrategien und Entscheidungen, einer besseren, realistischeren Einschätzung der Lage, qualitätsbasierter Steuerung, Planungssicherheit, eine frühzeitige Erkennung von Zielverfehlung und damit, dass dezentrale Verantwortung zielführend sein kann.

Außerdem empfehlen sie, folgende Elemente zu beachten, damit Zielvereinbarungen erfolgreich sind: 

  • Verbindlichkeit und Verlässlichkeit,
  • realistische, genau definierte, fokussierte Zielsetzung und Prozess,
  • konstruktiver Dialog zu den Zielvereinbarungen mit beiden Seiten unter Einbezug einer Vielfalt von Perspektiven und auf Basis eines partnerschaftlichen Verhältnisses,
  • Transparenz und
  • Abstimmung der Ziele mit der Gesamtstrategie. //


STUDIE

Titel: „Stand der Zielvereinbarungen an deutschen Universitäten. Eine Erhebung zur Verwendung interner Zielvereinbarungen. Eine Analyse von Frank Ziegele und Melisande Riefler“
 
Erhebungsziel:
Ziel der Erhebung war eine Bestandsaufnahme zum Status quo des Einsatzes interner Zielvereinbarungen an deutschen Universitäten. Der Fokus lag dabei auf Zielvereinbarungen zwischen Hochschulleitung und Fakultäten (oder entsprechenden wissenschaftlichen Organisationseinheiten). Wie verbreitet sind Zielvereinbarungen und wie werden sie gestaltet? Was ist der Einsatzzweck? Wie wird der Einsatz bewertet?

Grundgesamtheit:
Im Rahmen der Erhebung wurden Kanzlerinnen und Kanzler der 87 deutschen Universitäten zur Beantwortung der Befragung eingeladen. Davon nahmen 40 Universitäten an der Erhebung teil. Damit liegt der Rücklauf bei 46 Prozent.

Erhebungsmethode:
Die Erhebung wurde mithilfe eines Online-Fragebogens durchgeführt. Dieser enthielt Multiple-Choice-Fragen, Bewertungsfragen mit Skalen und auch offene Fragen.

Befragungszeitraum: Die Erhebung fand im Januar und Februar 2022 statt.

Mehr Infos:
Die Langfassung der Studie erscheint als CHE Impuls Nr. 10. Download: www.che.de/download/zielvereinbarungen/

Prof. Dr. Frank Ziegele 

ist seit 2008 Geschäftsführer des CHE Gemeinnütziges Centrum für Hochschulentwicklung und seit 2004 Professor für Hochschul- und Wissenschaftsmanagement an der Hochschule Osnabrück.

Foto: Sirko Junge

Melisande Riefler 

war von 2021 bis 2022 Praktikantin der Geschäftsführung am CHE Gemeinnütziges Centrum für Hochschulentwicklung. Sie studierte englische Literatur und Mathematik an der Columbia University (USA).

Foto: privat

Diese Cookie-Richtlinie wurde erstellt und aktualisiert von der Firma CookieFirst.com.

Login

Der Beitragsinhalt ist nur für Abonnenten zugänglich.
Bitte loggen Sie sich ein:
 

Logout

Möchten Sie sich abmelden?

Abo nicht ausreichend

Ihr Abonnement berechtigt Sie nur zum Aufrufen der folgenden Produkt-Inhalte: