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// editorial: rückwärts  //

„Doppelzüngiges Spiel“ – mit diesen deutlichen Worten charakterisiert Walter Rosenthal, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), das Gebaren rechts außen stehender Politiker gegenüber der Wissenschaft. In einem Gastbeitrag...

...im aktuellen DSW-Journal (Herausgeber: Deutsches Studierendenwerk) legt Rosenthal dar, wie Rechtspopulisten und -extremisten versuchen, in die Hochschulen hineinzuwirken und ihnen unliebsame Forschungsansätze und Ideen zurückzudrängen. „Unverhohlen werden Eingriffe in die Wissenschaftsfreiheit gefordert und angekündigt. In der Folge einer zunehmend aggressiven Rhetorik und Agitation werden auch wissenschaftliche Institutionen und einzelne Forscher:innen bedroht oder zum Ziel von Hassrede und diffamierenden Kampagnen.“ Für den früheren Präsidenten der Friedrich-Schiller-Universität Jena steht fest: Das bedroht nicht nur die Wissenschaft, sondern ist ein Angriff auf unsere offene Gesellschaft und soll „das Vertrauen in die freiheitliche Demokratie untergraben“. Walter Rosenthal appelliert deshalb an jede einzelne Hochschule, entschieden für die Grundwerte unserer Verfassung einzutreten.

Wie sehr der HRK-Präsident mit seinen warnenden Worten ins Schwarze trifft, zeigt ein Blick in die USA, wo die extreme Rechte bereits kräftig dabei ist, den gesellschaftlichen Diskurs zu verändern und Wissenschaftsfeindlichkeit, Einschränkung von Bürgerrechten und selbstbestimmtes Leben bis hin zu Intoleranz und Ausgrenzung propagiert und politisch durchzusetzen versucht. Lesen Sie dazu unser THEMA, wo Klaus Martin Höfer der Frage nachgeht, wie sich eine Wiederwahl von Donald Trump auf Hochschulen und Forschung auswirken würde und welche massiven Einschnitte in die Wissenschaftsfreiheit und bis in das Privatleben der Amerikaner auch die politischen Weggefährten von Trump voranzutreiben versuchen – wie zum Beispiel Floridas republikanischer Gouverneur Ron DeSantis. Die Quintessenz unserer USA-Strecke: Das große Amerika entwickelt sich zunehmend zu einem Land der begrenzten Möglichkeiten. Statt voranzuschreiten ist es im gefährlichen Rückwärtsmodus. Man würde sich wünschen, dass die Forderung auf dem Plakat des aktuellen DUZ-Covers „Make America think again“ baldigst eingelöst wird.

Und jetzt nochmals zurück zu den untragbaren Angriffen auf unsere freiheitliche, auf Toleranz und Menschenwürde fußende Gesellschaft, wie sie der wieder um sich greifende Antisemitismus darstellt: Wie kann es sein, dass es ausgerechnet bei uns in Deutschland, trotz florierender Erinnerungskultur, einen Nährboden für Judenhass gibt? Unter der Überschrift „Ist die Erinnerungskultur gescheitert?“ befasst sich Antisemitismusexperte Joseph Wilson mit dieser Diskrepanz. //

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